Was denken die Menschen im Landkreis Görlitz über Flüchtlinge, Migranten und Integration? Ergebnisse einer repräsentativen Bevölkerungsbefragung

Zusam­men­fas­sung
Die Bevöl­ke­rung im Land­kreis Gör­litz spricht sich klar für eine Poli­tik der Bedin­gun­gen bei der Auf­nah­me und Inte­gra­ti­on von Flücht­lin­gen und Migran­ten aus. Als zen­tra­le Maß­nah­men wer­den eine Ober­gren­ze für die Auf­nah­me von Flücht­lin­gen, ein Ein­wan­de­rungs­ge­setz, das den Zuzug von Nicht-EU-Aus­län­dern regelt, sowie die kon­se­quen­te­re Abschie­bung von straf­fäl­lig gewor­de­nen Aus­län­dern genannt. Der größ­te Teil der Bevöl­ke­rung votiert für eine best­mög­li­che Inte­gra­ti­on aner­kann­ter Flücht­lin­ge, wäh­rend ein eher gerin­ger Teil Flücht­lin­ge und Migran­ten gene­rell ablehnt.

Hin­ter­grund und Anlass der Studie
Die Ver­wal­tung des Land­krei­ses Gör­litz steht vor der Auf­ga­be, gemein­sam mit Ver­tre­tern aus Par­tei­en, Sozi­al­ver­bän­den, Kir­chen und Initia­ti­ven eine Inte­gra­ti­ons­stra­te­gie für den Land­kreis zu ent­wi­ckeln. Bis­he­ri­ge Ver­su­che haben gezeigt, dass dies weder als rei­ne Ver­wal­tungs­auf­ga­be ver­stan­den wer­den kann, noch allein von der Poli­tik ent­wi­ckelt wer­den soll­te. Die Betei­lig­ten sind sich einig, die Ent­wick­lung einer Inte­gra­ti­ons­stra­te­gie zum Gegen­stand gemein­sa­mer Arbeit zu machen. Poli­tik, Ver­wal­tung, Sozi­al­wirt­schaft und Ehren­amt über­le­gen gemein­sam, wie mit dem The­ma Inte­gra­ti­on im Land­kreis umge­gan­gen wer­den soll. Der land­kreis­ei­ge­nen Kul­tur- und Wei­ter­bil­dungs­ge­sell­schaft mbH kommt in Zusam­men­ar­beit mit dem Sach­ge­biet Inte­gra­ti­on des Land­rats­am­tes und dem Gör­lit­zer Insti­tut für Kom­mu­ni­ka­ti­on, Infor­ma­ti­on und Bil­dung (KIB) die Auf­ga­be zu, die dafür not­wen­di­gen Ver­an­stal­tun­gen zu pla­nen, umzu­set­zen und zu moderieren.
Jen­seits der aktu­el­len bun­des­wei­sen Dis­kus­sio­nen zum The­ma, die mit Blick auf Sach­sen stark von der Bericht­erstat­tung über Pegi­da und wenig freund­li­chen Unter­stel­lun­gen (etwa des „Abge­häng­tseins“) gekenn­zeich­net sind, und auch jen­seits der oft pola­ri­sie­ren­den Dis­kus­sio­nen über die regio­na­len Ergeb­nis­se der jüngs­ten Bun­des­tags­wahl erschien es als durch­aus inter­es­san­te Fra­ge, wie die Bevöl­ke­rung genau über Flücht­lin­ge, Migran­ten, Inte­gra­ti­on usw. denkt. Dank der Unter­stüt­zung durch das Säch­si­sche Staats­mi­nis­te­ri­um für Sozia­les und Ver­brau­cher­schutz wur­de es mög­lich, eine land­kreis­wei­te reprä­sen­ta­ti­ve Bevöl­ke­rungs­be­fra­gung durch­zu­füh­ren. Es han­delt sich um die ers­te Befra­gung in die­ser Tie­fe in Sach­sen, und die Ergeb­nis­se sind über­ra­schend, denn sie ent­spre­chen eben nicht dem momen­tan gern ver­brei­te­ten Bild über die Regi­on. Durch­ge­führt wur­de die Befra­gung durch das Markt- und Mei­nungs­for­schungs­un­ter­neh­men MAS Part­ners in Leip­zig in Zusam­men­ar­beit mit dem Gör­lit­zer KIB-Insti­tut im Auf­trag der Kul­tur- und Wei­ter­bil­dungs­ge­sell­schaft des Land­krei­ses Gör­litz und der Land­kreis­ver­wal­tung.

Stu­di­en­de­sign
Es wur­den 1000 zufäl­lig aus­ge­wähl­te Bewoh­ner des Land­krei­ses Gör­litz befragt. Das Kri­te­ri­um der Zufalls­aus­wahl und die rela­tiv hohe Anzahl von Befrag­ten stel­len sicher, dass die Umfra­ge­er­geb­nis­se für das Mei­nungs­bild im Land­kreis reprä­sen­ta­tiv sind. Grund­la­ge der Zufalls­aus­wahl waren alle mög­li­chen Fest­netz-Tele­fon­num­mern im Land­kreis. Um befragt zu wer­den, muss­te man deut­scher Staats­bür­ger und min­des­tens 14 Jah­re als sein, sei­nen Wohn­sitz im Land­kreis Gör­litz haben und mit einem Fest­netz­an­schluss erreich­bar sein. Die jeweils zufäl­lig aus­ge­wähl­ten Tele­fon­num­mern wur­den ange­wählt. Wenn die ange­ru­fe­nen Per­so­nen das Gespräch annah­men, erfolg­te die Befra­gung durch einen Tele­fo­nis­ten, der alle Fra­gen unse­res Fra­ge­bo­gens münd­lich gestellt und die jewei­li­gen Ant­wor­ten dann in den com­pu­ter­ba­sier­ten Fra­ge­bo­gen ein­ge­tra­gen hat. Die Befra­gung ende­te mit der 1000. befrag­ten Person.
Beson­de­re Kenn­zei­chen unse­rer Befra­gung waren eine über­durch­schnitt­li­che „Kon­ver­si­ons­ra­te“ der Befra­gung und ein über­ra­schend hohes Maß an Inter­es­se und Enga­ge­ment bei den Befrag­ten. Unter der Kon­ver­si­ons­ra­te ver­steht man die­je­ni­ge Zahl von begon­ne­nen Gesprä­chen, die man braucht, um einen Fra­ge­bo­gen abzu­schlie­ßen. Vie­le Men­schen emp­fin­den die unge­be­te­nen Anru­fe von Mei­nungs­for­schern als unan­ge­nehm und leh­nen Inter­views ab oder bre­chen die Befra­gung mit­ten im Gespräch ab, wenn sie den Fra­ge­bo­gen als zu lang emp­fin­den. Nicht so bei unse­rer Befra­gung. Der über­wie­gen­de Teil der von uns ange­ru­fe­nen Men­schen emp­fand das The­ma unse­rer Befra­gung als sehr wich­tig. Ent­spre­chend hoch war das Inter­es­se, unse­re Fra­gen zu beant­wor­ten. Das war zudem auch an der Inter­view­län­ge zu bemer­ken. Nor­ma­ler­wei­se braucht ein Tele­fo­nist für einen Fra­ge­bo­gen die­ser Län­ge etwa 17 bis 18 Minu­ten tele­fo­ni­scher Gesprächs­zeit. In unse­rem Fall dau­er­ten die Gesprä­che im Schnitt län­ger als 23 Minu­ten, was auf ein hohes Mit­tei­lungs­be­dürf­nis der Befrag­ten zurück­zu­füh­ren ist.
Mög­li­che Kri­tik an unse­rer Stu­die: Durch das Stu­di­en­de­sign wer­den die­je­ni­gen Men­schen aus­ge­schlos­sen, die aus­schließ­lich über einen mobi­len oder gar kei­nen Tele­fon­an­schluss ver­fü­gen. Wir haben dies durch eine beson­ders hohe Anzahl von Befrag­ten kom­pen­siert. Das bedeu­tet, dass wir mög­li­chen Ver­zer­run­gen in den Ergeb­nis­sen durch eine Erhö­hung der Anzahl befrag­ter Per­so­nen ent­ge­gen­ge­wirkt haben. Außer­dem ist der Anteil der­je­ni­gen Sach­sen, die aus­schließ­lich über einen mobi­len oder gar kei­nen Tele­fon­an­schluss ver­fü­gen, rela­tiv gering. Bei in Sach­sen leben­den Aus­län­dern ist die­ser Anteil deut­lich höher, aber wir haben kei­ne Aus­län­der, son­dern aus­schließ­lich deut­sche Staats­bür­ger befragt. Eine reprä­sen­ta­ti­ve Aus­wahl im Land­kreis leben­der Aus­län­der zu befra­gen, wäre Gegen­stand einer wei­te­ren inter­es­san­ten Stu­die. Immer­hin leben deut­lich mehr als 10.000 Aus­län­der im Land­kreis Görlitz.

Ergeb­nis­se

Demo­gra­phi­sche Angaben
87 Pro­zent der von uns befrag­ten Per­so­nen woh­nen 30 Jah­re oder län­ger in der Regi­on. Das bedeu­tet im Grun­de, dass es unter den­je­ni­gen, die heu­te in unse­rer Regi­on leben, kaum Fluk­tua­ti­on gibt. Es mögen zwar vie­le weg­ge­gan­gen sein, aber es sind nur weni­ge Men­schen hin­zu­ge­kom­men. Wir haben es im Land­kreis also mit einer stark ver­wur­zel­ten Bevöl­ke­rung zu tun. Ledig­lich 9 Pro­zent der von uns befrag­ten Per­so­nen woh­nen zwi­schen 10 und 30 Jah­ren im Land­kreis und 4 Pro­zent der Befrag­ten leben hier weni­ger als zehn Jahre.
Unse­re Befra­gung zeigt zudem einen hohen Alters­durch­schnitt in der Regi­on. Ledig­lich etwas mehr als ein Drit­tel der Befrag­ten (36 Pro­zent) ist jün­ger als 50 Jah­re. Die Grup­pe mit dem höchs­ten Anteil sind die 50–64-Jährigen. Ein wei­te­res knap­pes Drit­tel der Befrag­ten ist älter als 65 Jahre.

 

Akzep­tanz von Flücht­lin­gen und Migranten
Ins­ge­samt 27 Pro­zent der Befrag­ten stim­men der Aus­sa­ge voll und ganz (11 Pro­zent) oder eher (16 Pro­zent) zu, dass mög­lichst gar kei­ne Asyl­be­wer­ber in Deutsch­land auf­ge­nom­men wer­den soll­ten. Dem­ge­gen­über stim­men 42 Pro­zent der Befrag­ten der Aus­sa­ge voll und ganz (17 Pro­zent) oder eher (25 Pro­zent) zu, dass Deutsch­land unein­ge­schränkt und bedin­gungs­los poli­tisch ver­folg­te Asyl­be­wer­ber auf­neh­men sollte.
77 Pro­zent der Befrag­ten stim­men der Aus­sa­ge voll und ganz (59 Pro­zent) oder eher (18 Pro­zent) zu, dass Deutsch­land eine Ober­gren­ze für die Auf­nah­me von Asyl­be­wer­bern braucht. Der über­wie­gen­de Teil der Befrag­ten (94 Pro­zent) mei­nen, dass Deutsch­land poli­tisch ver­folg­te Asyl­be­wer­ber zwar auf­neh­men, aber unter bestimm­ten Bedin­gun­gen, z.b: im Fal­le kri­mi­nel­ler Straf­ta­ten, sofort abschie­ben soll­te (voll und ganz zuge­stimmt: 82 Pro­zent; eher zuge­stimmt: 12 Pro­zent). Ein ähn­lich hoher Anteil, näm­lich 87 Pro­zent, der Befrag­ten stimmt der Aus­sa­ge voll und ganz (66 Pro­zent) oder eher (21 Pro­zent) zu, dass Deutsch­land ein Ein­wan­de­rungs­ge­setz braucht, in dem die Ein­wan­de­rung von Nicht-EU-Per­so­nen gere­gelt wird.

Betrach­tet man die­se Ergeb­nis­se wie­der­um im Ver­gleich zu aktu­el­len, stark pola­ri­sie­ren­den Dis­kus­sio­nen zu Sach­sen, so könn­te man Fol­gen­des schluss­fol­gern: Mit einer Ober­gren­ze für Flücht­lin­ge und einem Ein­wan­de­rungs­ge­setz für Migran­ten wäre der sozia­le Frie­den rela­tiv leicht wie­der­her­zu­stel­len. Hin­zu kommt, dass die über­wie­gen­de Mehr­heit der Befrag­ten, sage und schrei­be 87 Pro­zent, der Aus­sa­ge zustimmt, dass aner­kann­te Flücht­lin­ge best­mög­lich inte­griert wer­den soll­ten. Ledig­lich 11 Pro­zent leh­nen das ab; 2 Pro­zent machen dazu kei­ne Anga­ben. Das macht deut­lich, dass es ledig­lich bei einem eher klei­nen Teil der Bevöl­ke­rung kon­se­quent ableh­nen­de Hal­tun­gen gibt. Der über­wie­gen­de Teil plä­diert eher für eine Poli­tik der Bedin­gun­gen (Ober­gren­ze, kon­se­quen­te Abschie­bung im Fal­le von Straf­ta­ten) und eine ver­bes­ser­te Gesetz­ge­bung (Ein­wan­de­rungs­ge­setz für Migran­ten aus Nicht-EU-Län­dern). Mit Blick auf die kon­tro­vers dis­ku­tier­ten regio­na­len Ergeb­nis­sen der letz­ten Bun­des­tags­wahl zeigt sich, dass sich die Wahl­er­geb­nis­se nicht allein mit der Hal­tung der Bevöl­ke­rung in der Flücht­lings­fra­ge oder gar mit einer wie auch immer gear­te­ten „gene­rell rech­ten“ Ten­denz zu erklä­ren sind.

Ein über­wie­gen­der Teil der Befrag­ten (87 Pro­zent) votiert zwar für best­mög­li­che Inte­gra­ti­ons­be­mü­hun­gen aner­kann­ter Flücht­lin­ge, schätzt gleich­zei­tig aber ein, dass Migran­ten und Flücht­lin­ge momen­tan in der Regi­on nur gedul­det wer­den (76 Pro­zent). Ledig­lich 16 Pro­zent der befrag­ten Per­so­nen mei­nen, dass Flücht­lin­ge und Migran­ten von den Men­schen in der Regi­on als gleich­be­rech­tig­te Bür­ger akzep­tiert wer­den. Dem­entspre­chend zeigt sich auch ledig­lich etwas mehr als ein Drit­tel der Befrag­ten (37 Pro­zent) zufrie­den mit dem Stand der Inte­gra­ti­on, wäh­rend etwa die Hälf­te (47 Pro­zent) unzu­frie­den mit dem Stand der Inte­gra­ti­on ist.

Kri­te­ri­en für gelin­gen­de Integration
Auf die Fra­ge, was nach Mei­nung der Befrag­ten zu einer gelun­ge­nen Inte­gra­ti­on gehört, las­sen sich die Nen­nun­gen zu drei Grup­pen zusam­men­fas­sen. Die vier Kri­te­ri­en mit den höchs­ten Zustim­mungs­wer­ten könn­ten als „Muss-Kri­te­ri­en“ ver­stan­den wer­den. Zu die­sen Kri­te­ri­en gehö­ren die Ach­tung des Grund­ge­set­zes, die Beherr­schung der deut­schen Spra­che und die Akzep­tanz der deut­schen Kul­tur sowie Berufs­tä­tig­keit. Eine wei­te­re Grup­pe von Kri­te­ri­en fin­det eher mitt­le­re Zustim­mungs­wer­te und könn­te daher als „Kann-Kri­te­ri­en“ bezeich­net wer­den. Dazu gehö­ren die Über­nah­me der deut­schen Kul­tur, gesell­schaft­li­ches Enga­ge­ment, ein deut­scher Freun­des­kreis oder das Leben deut­scher Sit­ten und Bräu­che. Hier­aus lässt sich schluss­fol­gern, dass die Mehr­heit der Befrag­ten Respekt vor dem Grund­ge­setz und die Akzep­tanz deut­scher Wer­te und Kul­tur erwar­tet, nicht aber die Über­nah­me deut­scher Sit­ten und Bräu­che. Die­ser Unter­schied zwi­schen der aus­ge­spro­chen hohen Zustim­mung bei Kri­te­ri­en wie „Ach­tung des Grund­ge­set­zes“ und der Erwar­tung, die deut­sche Spra­che zu beherr­schen, auf der einen Sei­te, und der ledig­lich mitt­le­ren bis eher gerin­gen Zustim­mung bei der „Über­nah­me der Kul­tur“ und den ande­ren Kri­te­ri­en der zwei­ten Grup­pe lässt durch­aus auf ein über­wie­gend tole­ran­tes Inte­gra­ti­ons­ver­ständ­nis schlie­ßen und unter­streicht noch ein­mal die bereits schon ein­mal erwähn­te „Poli­tik der Bedin­gun­gen“. Deut­lich wird dies schließ­lich auch an der über­aus gerin­gen Zustim­mung bzw. der star­ken Ableh­nung (82 Pro­zent) bei der Aus­sa­ge, dass gelun­ge­ne Inte­gra­ti­on die Kon­ver­tie­rung zum christ­li­chen Glau­ben bedeu­ten sollte.

 

Ein­schät­zung des aktu­el­len Stands der Integration
Bezüg­lich des aktu­el­len Stands der Inte­gra­ti­on haben wir die Befrag­ten um ihre Ein­schät­zun­gen hin­sicht­lich bestimm­ter Grup­pen von Aus­län­dern gebe­ten. Aus Sicht der Befrag­ten erschei­nen Ost- und Süd­ost-Asia­ten am bes­ten inte­griert. Ähn­li­che Ein­schät­zun­gen tref­fen die Befrag­ten hin­sicht­lich ost­eu­ro­päi­scher und süd- bzw. west­eu­ro­päi­scher EU-Aus­län­der und Tür­ken. Hier sind unse­res Erach­tens zwei Din­ge interessant:
Ost­eu­ro­päi­sche EU-Aus­län­der erschei­nen in den Augen der Befrag­ten eben­so gut inte­griert wie west­eu­ro­päi­sche EU-Aus­län­der. Das spricht für eine deut­li­che Ver­bes­se­rung der Sicht­wei­sen etwa auf Polen oder Tsche­chen wäh­rend der ver­gan­ge­nen bei­den Jahrzehnte.
Tür­ken wer­den als fast eben­so gut inte­griert ein­ge­schätzt und deut­lich bes­ser als etwa Ame­ri­ka­ner oder Euro­pä­er aus Nicht-EU-Staaten.
Am schlech­tes­ten wird die Inte­gra­ti­on von Men­schen aus dem ara­bi­schen Raum, aus Afri­ka und Zen­tral­asi­en eingeschätzt.

 

Vor­tei­le und Hin­de­rungs­grün­de gelin­gen­der Integration
Wir haben die Bevöl­ke­rung des Wei­te­ren danach gefragt, wel­che Vor­tei­le eine gelun­ge­ne Inte­gra­ti­on hät­te, und was Inte­gra­ti­on ver­hin­dern könn­te. Die­se Fra­gen haben wir offen gestellt.

Vor­tei­le:

  1. Zusam­men­le­ben: Wenn Inte­gra­ti­on gelingt, bedeu­tet dies nach Ansicht der Befrag­ten vor allem ein bes­se­res Zusam­men­le­ben im Sin­ne eines fried­li­che­ren Mit­ein­an­ders und gegen­sei­ti­ger Akzep­tanz bzw. Toleranz.
  2. Wirt­schaft: Ein wei­te­rer sehr häu­fig genann­ter Aspekt bezieht sich auf den Fach­kräf­te­man­gel. Gelin­gen­de Inte­gra­ti­on kann aus Sicht der Befrag­ten dabei hel­fen, dem Arbeits­kräf­te­man­gel entgegenzuwirken.
  3. Sicher­heit: Ein drit­ter, häu­fig genann­ter Vor­teil gelin­gen­der Inte­gra­ti­on bezieht sich auf den Bereich der öffent­li­chen Sicher­heit, indem eine gelin­gen­de Inte­gra­ti­on weni­ger Kri­mi­na­li­tät, Gewalt und Span­nun­gen bedeutet.

Hin­de­rungs­grün­de:

  1. Flücht­lin­ge und Migran­ten: Das Gelin­gen von Inte­gra­ti­on ist aus Sicht der Befrag­ten vor allem im Fal­le man­geln­der Sprach­kennt­nis­se und feh­len­der Inte­gra­ti­ons­be­reit­schaft bei Flücht­lin­gen und Migran­ten gefähr­det. Die Reli­gi­ons­zu­ge­hö­rig­keit und man­geln­de Akzep­tanz deut­scher Wer­te wer­den auch, aber weni­ger häu­fig genannt.
  2. Poli­tik: Die Befrag­ten sehen wei­te­re Fak­to­ren, die das Gelin­gen von Inte­gra­ti­on ver­hin­dern kön­nen, in den Berei­chen Gesetz­ge­bung und Ver­wal­tung. So wird man­che mög­li­che Arbeits­auf­nah­me durch gesetz­li­che Regeln oder zu lang­sa­me Büro­kra­tie verhindert.
  3. Gesell­schaft: Eine drit­te Grup­pe von Fak­to­ren, die zum Schei­tern von Inte­gra­ti­on bei­tra­gen kön­nen, bezieht sich auf die Ein­stel­lun­gen in der deut­schen Gesell­schaft. Vor­ur­tei­le und Unwis­sen­heit bzw. feh­len­de Tole­ranz wer­den hier am häu­figs­ten genannt.

Unse­res Erach­tens bedeu­ten die­se Ergeb­nis­se, dass sich ein gro­ßer Teil der Bevöl­ke­rung gelin­gen­de Inte­gra­ti­on sehr wohl vor­stel­len kann und sich auch der dazu not­wen­di­gen Bedin­gun­gen und Fak­to­ren bewusst ist. Die „Bring­schuld“ wird zunächst und vor allem bei den Migran­ten und der „gro­ßen Poli­tik“ ver­or­tet, aber man ist sich auch der gesell­schaft­li­chen Auf­ga­ben bewusst. Immer­hin haben wir hier offen gefragt. Wenn die Befrag­ten hier gar kei­ne posi­ti­ven Aspek­te gese­hen hät­ten, hät­ten sie auch kei­ne genannt. Die Ant­wor­ten zu Vor- und Nach­tei­len und ins­be­son­de­re das Spek­trum der Ant­wor­ten und die Ver­tei­lung der Häu­fig­kei­ten bei den ein­zel­nen Nen­nun­gen las­sen auf ein grund­sätz­lich dif­fe­ren­zier­tes Bewusst­sein schlie­ßen. Für die Inte­gra­ti­ons­stra­te­gie des Land­krei­ses wäre hier die Fra­ge, wie Ver­wal­tung und Gesell­schaft die Gele­gen­hei­ten und Kon­takt­mög­lich­kei­ten schaf­fen, derer es bedarf, damit aner­kann­te Flücht­lin­ge und Migran­ten die von einem über­wie­gen­den Teil der Bevöl­ke­rung gese­he­ne „Bring­schuld“ bei der Inte­gra­ti­on auch erfül­len können.

 

Bedeu­tung und Ein­schät­zung der Rol­le ver­schie­de­ner Akteu­re und poli­ti­scher Ebe­nen bei der Integration
Schließ­lich haben wir die Befrag­ten noch dar­um gebe­ten, die Rol­le ver­schie­de­ner Akteu­re (bspw. loka­le Initia­ti­ven oder die Bun­des­po­li­tik) für gelin­gen­de Inte­gra­ti­on ein­zu­schät­zen und den Erfolg der Arbeit die­ser Akteu­re zu bewer­ten. Hier erge­ben sich inter­es­san­te Kon­tras­te: Die Bereit­schaft der Aus­län­der, sich zu inte­grie­ren, wird von knapp 80 Pro­zent der Befrag­ten für sehr wich­tig ange­se­hen. Gleich­zei­tig bewer­tet ein über­wie­gen­der Teil der Befrag­ten die der­zei­ti­ge Rol­le der Aus­län­der bei der Inte­gra­ti­on als eher schlecht (44 Pro­zent) oder sehr schlecht (10 Pro­zent). Zudem hal­ten einer­seits knapp zwei Drit­tel der Befrag­ten (63 Pro­zent) die Rol­le der Bun­des­po­li­tik für sehr wich­tig, ande­rer­seits bewer­ten 59 Pro­zent die gegen­wär­ti­ge Rol­le der Bun­des­po­li­tik für eher schlecht (44 Pro­zent) oder sehr schlecht (15 Pro­zent). Die gerings­te Rele­vanz bekom­men Initia­ti­ven und Kir­chen zuge­schrie­ben, wobei deren Rol­le gleich­zei­tig am posi­tivs­ten ein­ge­schätzt wird.
Die­se Kon­tras­te zei­gen unse­res Erach­tens am deut­lichs­ten, an wel­cher Stel­le eine Inte­gra­ti­ons­stra­te­gie anset­zen könn­te, näm­lich bspw. an der Stär­kung loka­ler Initia­ti­ven, an der Schaf­fung geeig­ne­ter Kon­takt­mög­lich­kei­ten aner­kann­ter Flücht­lin­ge zur loka­len Bevöl­ke­rung und an einer wei­te­ren Ver­bes­se­rung der Zusam­men­ar­beit zwi­schen Initia­ti­ven und Verwaltung.

 

Nach­fra­gen zur Studie
Für wei­te­re Details und Anga­ben zur Stu­die sowie für Anfra­gen zu Inter­views oder Vor­trä­gen zu den Stu­di­en­ergeb­nis­sen steht Ihnen als Ansprech­part­ner Jörg Hei­dig, Lei­ter des KIB-Insti­tuts, zur Ver­fü­gung (E‑Mail: heidig@kib-institut.de; Tele­fon: 0174 92 44 946).


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